Cardinals vs. Steelers
Wer hätte denn die Cardinals im Superbowl erwartet?
Kein Mensch, aber gestern haben sie gezeigt, was in ihnen steckt. Eine tolle Offense und Defense.
Der Traum ist wahr geworden
In der Wüste von Arizona ist ein lange gehegter Traum endlich wahr geworden: Die Arizona Cardinals beendeten am Sonntag eine Durststrecke von 60 Jahren und schafften vor über 70.000 enthusiastischen Fans im University of Phoenix Stadium den Einzug ins NFL-Finale.
Den letzten Schritt ins Endspiel setzten die Cardinals mit einem 32:25-Sieg gegen die Philadelphia Eagles und holten sich in einem hochdramatischen Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Spielhälften den Titel in der NFC. In der Super Bowl XLIII am 1. Februar in Tampa treffen die Cardinals nun auf Pittsburgh.
Die Steelers besiegten im AFC-Finale die Baltimore Ravens vor eigenem Publikum dank einer starken Defensivleistung letztlich souverän mit 23:14 und wahrten damit die Chance auf ihren sechsten Titel.
Fitzgerald und Warner überragend
Arizona, dem in der NFL über viele Jahrzehnte das Image des ewigen Verlierers anhaftete, lieferte vor allem in der ersten Hälfte eine extrem starke Leistung ab. Das Team von Headcoach Ken Whisenhunt überzeugte mit Laufspiel, Passspiel, zeigte Trickspielzüge und ließ auch in der Verteidigung, die ihre enorme Steigerung im Play-off nahtlos fortsetzte, nichts anbrennen.Aus dem Kollektiv ragten jedoch noch zwei Spieler heraus: Quarterback Kurt Warner und Receiver Larry Fitzgerald. Der 37-jährige Spielmacher erzielte alleine in der ersten Hälfte 203 Yards und drei Touchdowns – alle drei auf Fitzgerald, der damit in den letzten drei Spielen fünfmal in die Endzone kam und mit insgesamt 419 Yards in drei Play-off-Spielen neuen NFL-Rekord aufstellte.
„Wir waren fokussiert und bereit für den Sieg. Die Entschlossenheit konnte man in den Augen der Spieler sehen. Niemand wollte derjenige sein, der das Team hängen lässt, und jeder hat am Ende seinen Job erledigt“, sagte Fitzgerald nach der Partie.
Klare Halbzeitführung der Cardinals
Den ersten Streich lieferte das kongeniale Duo bereits in der ersten Angriffserie, die Warner mit einem Pass über neun Yards in die Endzone abschloss. Zu Beginn des zweiten Viertels gelang den Cardinals die Aktion der Partie, als der Quarterback nach einem Trickspielzug eine 62-Yards-Bombe bei seinem Receiver anbrachte. Kurz vor der Pause fand Warner Fitzgerald über ein Yard.
Bei den Eagles lief indes vor der Halbzeit nicht viel zusammen, zu dominant war die Cardinals-Defense. Philadelphia brachte nur durch zwei Field Goals von Kicker David Akers, dessen Rekordserie von 19 verwandelten Versuchen in Serie im Play-off allerdings riss, Punkte auf die Anzeigentafel.
Verrückte zweite Halbzeit
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte „Philly“ jedoch ein anderes Gesicht, spielte wesentlich aggressiver und schien der Partie noch eine Wende geben zu können. Tight End Brent Celek verkürzte im dritten Viertel mit einem Touchdown-Doppelpack nach Pässen von Quarterback Donovan McNabb binnen weniger Minuten auf 19:24.
Das Spielgeschehen hatte sich zu diesem Zeitpunkt komplett gedreht. Während den Eagles fast alles gelang, ging bei den Cardinals gar nichts mehr. Symptomatisch dafür war ein Touchdown-Pass über 62 Yards von McNabb auf Rookie-Receiver DeSean Jackson zur 25:24-Führung im vierten Viertel.
Warner schreibt Geschichte
Obwohl alles gegen Arizona zu laufen schien, behielt Warner mit all seiner Routine die Nerven. Der Quarterback brachte einen Touchdown-Pass auf Runningback Tim Hightower an und sorgte somit für die entscheidende Wende, da die Eagles nicht mehr kontern konnten.
Warner wurde damit auch zum erst zweiten Quarterback nach Craig Morton (Dallas und Denver, Anm.) der NFL-Geschichte, der mit zwei verschiedenen Teams (St. Louis in den Jahren 2000 und 2002, Anm.) den Einzug in die Super Bowl schaffte.
Für Philadelphia blieb indes wieder einmal die bittere Erkenntnis, kurz vor dem Ziel gescheitert zu sein. Nach der vierten Niederlage im fünften NFC-Endspiel der Eagles hat das Verliererimage zumindest an diesem Abend die Seiten gewechselt. „Es ist echt hart, wenn man so kurz vor dem Erreichen der Super Bowl scheitert. Niemand von uns wollte, dass es hier endet“, war McNabb enttäuscht.
„Steel-Curtain“ hält dicht
Ein echtes Siegerteam sind indes die Pittsburgh Steelers. Die Stahlstädter besiegten bei eisigen Temperaturen im Heinz Field Stadium ihren Erzrivalen Baltimore und zogen zum siebenten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Super Bowl ein. Bei einem Sieg am 1. Februar gegen die Cardinals wäre Pittsburgh mit sechs Titeln alleiniger Rekordhalter.Im Duell der beiden besten Verteidigungen der Liga war der „Steel-Curtain“ von Pittsburgh eine Klasse für sich und sorgte mit insgesamt fünf Turnovers für den entscheidenden Unterschied.
Die Steelers ließen erst Ende des zweiten Viertels die ersten Gegenpunkte zu und waren ihrerseits in der Offensive erfolgreich. Zwei Field Goals von Kickers Jeff Reed und ein Touchdown-Pass von Quarterback Ben Roethlisberger auf Receiver Santonio Holmes sorgten für die Pausenführung von 13:7.
Kurzfristige Spannung
In der zweiten Hälfte erhöhte zunächst Reed mit einem weiteren Field Goal auf 16:7, ehe Ravens-Runningback Willis McGahee mit seinem zweiten Touchdown kurzfristig für Spannung sorgte und sein Team noch einmal hoffen ließ.Drei Minuten vor Schluss fiel dann aber die Vorentscheidung. Baltimores Rookie-Quarterback Joe Flacco produzierte seine zweite von insgesamt drei Interceptions, die Pittsburgh-Safety Troy Polamalu zum Endstand von 23:14 in die Endzone zurücktrug.
Christian Wagner, ORF.at
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